Vor kurzem bin ich mit meinem Vater und meinem Onkel fast spontan für eine Woche nach Rom geflogen. Fast spontan, weil wir uns dazu nur wenige Wochen vorher beim abendlichen Grillen entschlossen hatten. Zunächst war der Vorschlag eigentlich nur ein Gag, aber es dauerte nur eine Stunde und wir hatten Hotel und Flug bei einem großen Onlineportal gebucht. Rom hat einiges an Geschichte zu bieten, großartiges Wetter (wie wir erleben durften) und, natürlich, die noch viel großartigere italienische Küche. Kommt alles in der Geschichte vor. Sieben Tage, das bedeutet aber auch viel mehr Fotos und Erlebnisse, weshalb dieser Reisebericht in handliche Happen (Teil 1, Teil 2, Teil 3) unterteilt wurde und über die nächsten paar Tage veröffentlicht wird.
Tag sechs – Villa Borghese / Petersplatz bei Nacht
Ein Tag ohne große Pläne beginnt, wir überlegen uns beim Frühstück, dass wir ins Museum zur Villa Borghese (waren wir schon in der Nähe) fahren wollen, außerdem sind im Park meist Bäume und damit Schatten. Touristen und Römer sind offenbar sehr gern in ihrem ‚Stadtpark‘, überall sausen uns Fahrräder, Golfwagen und Segways um die Ohren, die man hier leihen kann. Da wir aber mittlerweile gut geübt sind, laufen wir gemütlich über das riesige Anwesen. Hier befinden sich diverse Museen und auch eine Nachbildung des Globe Theatre, in dem man Shakespeare (auf Italienisch!) erleben kann.
Das Museum der Villa Borghese beherbergt eine Kunstgalerie, die offenbar und leider sehr beliebt ist. Als wir dort ankommen, begrüßt uns ein Schild mit der Mitteilung, dass bis Sonntag alle Tickets ausverkauft sind. So also setzen wir unseren Spaziergang fort und schauen uns den Rest des Parks an. Zunächst spazieren wir bis zum Eingang des Zoos, nehmen dann einen Weg entlang des Globe Theaters bis wir zum Eingang des kleinen Parks im Park rund um den Lago Giovanni Nicolini kommen. Hier findet sich ein recht kleiner See mit einem Tempel und davor der Gaiabrunnen. Wieder einmal recht geschäftstüchtig kann man für eine kleine Runde ein Boot mieten, dann kommt man auch nah genug an den Tempel um vernünftige Fotos zu machen. Das sparen wir uns jedoch, obwohl von der Landseite aus der Zugang leider nicht möglich ist.
Es ist Samstag und der Seegarten ist ziemlich voll, es gibt auch ein kleines Restaurant in der Nähe und abermals eine Toilette. Wenn man die denn so bezeichnen möchte, denn bei einem Besuch stellt man schnell fest, dass es sich eher um ein sehr modernes Loch im Boden (bzw. eine Rinne) aus rostfreiem Edelstahl handelt. Abermals beschleicht mich das Gefühl, dass der Italiener für öffentliche Toiletten kein Händchen hat. Oder ich einfach zu große Ansprüche
Unser Weg zurück führt uns an der Villa Medici vorbei zur Metrostation Spagna. Auch hier ist am Samstag offenbar einiges los, zumindest ist es genau so voll wie am Montag, als wir erstmals hier waren.
Nach einer kleinen Pause im Hotel fahren wir am frühen Abend zum Vatikan um den abendlichen Petersplatz zu fotografieren. Die vergangenen sechs Tage waren durch beeindruckend gutes Sommerwetter geprägt, bis auf gelegentliche Bewölkung hatte man nichts zu meckern. Doch als wir das Hotel verlassen zeigt sich erstmal so etwas wie schlechtes Wetter, sehr dunkle Gewitterwolken verdecken die Sonne und es riecht nach Regen. Auf dem Weg zum Bus nieselt es schon und noch bevor wir im Bus Schutz finden, fängt es tatsächlich zu regnen an. Die gesamte Fahrt über gießt es in Strömen und als wir an der Endstelle nahe der riesigen Mauern des Vatikans ankommen, pladdert es, als gäbe es kein Morgen. Wir stellen uns unter den Schirmen eines kleinen Imbisses unter und hoffen auf besseres Wetter. Schirme oder auch nur regentaugliche Kleidung haben wir nicht dabei und damit rechnet man offenbar hier. In der nächsten halben Stunde, die wir unter den Sonnenschirmen stehend verbringen, sprechen uns mindestens sechs Straßenhändler an, die – man ahnt es bereits – Schirme und Regencapes verkaufen möchten. Es ist schon beeindruckend, denn als es nach circa einer halben Stunde aufhört zu regnen, sind diese Händler nirgends mehr zu sehen beziehungsweise haben plötzlich andere Waren zur Hand.
Der Regen geht so schnell, wie er gekommen war und der Sonnenuntergang deutet sich an, als wir endlich zum Petersplatz kommen. Wegen des Regens sieht der aus wie gerade frisch geputzt und somit besonders schön. Zusammen mit einigen anderen Fototouristen versuchen wir den Petersdom in verschiedenen Perspektiven abzulichten, während die Sonne hinter der Kuppel verschwindet und die Nacht einsetzt.
Weil es schon reichlich spät und in der Nähe des Petersplatzes kein offenes Restaurant zu finden ist, fahren wir wieder zurück und gehen, wie schon am ersten Abend, auch am letzten Abend nochmals ins Fratelli La Bufala. Zu essen gibt’s bei mir die Pizza Tropicala, also eine Pizza Hawaii auf Italienisch und das geht folgendermaßen: Auf einer Basis aus Büffelmozzarella durchsetzt mit hauchdünnen Ananasscheiben (und nicht halben Ringen wie man das hier gewohnt ist) auf dem üblicherweise ein getrockneter Schinken (Bresaola) drapiert wird. Der ist aber leider aus, dafür gibt’s einen anderen. Schmeckt trotzdem sehr gut und zum Abschluss beschließen wir nach der gestrigen Erfahrung wieder einen Schnaps zu nehmen. Den hier bekanntesten italienischen Kräuterlikör Ramazotti (wohl benannt nach dem gleichnamigen Sänger) gibt es in Italien scheinbar nicht, man bietet uns alternativ Jägermeister an. Der arme italienische Kellner versteht nicht ganz, warum wir aus dem Lachen nicht mehr heraus kommen. Wir nehmen den dann aber, immerhin gibt es offenbar ein paar Produkte aus Deutschland, die es sogar bis nach Rom geschafft haben. Und damit endet unser letzter Abend im schönen Rom. Wie schnell so ein Urlaub doch zu Ende geht.
Tag sieben – Spazieren und dann stressfrei nach Hause
Der letzte Tag in Rom ist leider schon gekommen. Wir haben uns nichts Großes vorgenommen, haben aber noch bis in den frühen Nachmittag Zeit, unser Flug geht erst um fünf. Darum nehmen wir uns vor das in der Nähe gelegene Olympiastadion zu besichtigen. Leider ist das Gelände selbst offenbar nicht zugänglich, zumindest nicht für Touristen oder wenn es gerade genutzt wird. Einzelne Sportler scheinen Zugang zu haben, uns schicken die Sicherheitsleute aber immer weg, offenbar nimmt man uns nicht ab, dass wir hier Sport machen wollen. Auch nichts Neues. :-/
Und so wandern wir einmal um das große Areal herum, was in der zweiten Hälfte recht waghalsig scheint, da wir mangels eines Fußweges auf einer Umgehungsstraße spazieren müssen, auf dem der ein oder andere Autofahrer mit Bleifuss unserer eher überrascht angesichtig wird. Selbst der Blick auf das Gelände ist Dank hoher Bäume und dichter Zäune nahezu unmöglich, so dass wir nach der Runde nicht viel mehr gesehen haben, als in den vorhergehenden Tagen aus dem Bus heraus. Trotzdem machen wir noch eine gemütliche Runde über den Tiber bei strahlendem Sonnenschein, wie wir das in den letzten sieben Tagen nicht anders gewohnt waren. Hach ja…
Mit reichlich Vorlauf kommen wir ins Hotel zurück, wo wir schon vor unserem Rundgang ausgecheckt haben. Wir warten in der Lobby auf unseren Fahrer, dessen Erscheinen nach unseren Erfahrungen bei der Anreise ja durchaus nicht garantiert sein muss. Doch pünktlich um drei erscheint der Kleinbus samt Fahrzeugführer, wir laden unser Gepäck ein und fahren dann noch eine Dreiviertelstunde durch Rom um verschiedene andere Fahrgäste abzuholen. Anders als bei der Anreise ist die Innenstadt voll und der Fahrer trifft in den Gassen immer wieder auf Touristen, denen er geschickt aber scheinbar routiniert ausweicht. Nicht gänzlich voll geht es dann in Richtung Flughafen Fumicino.
Die Rückreise gestaltet sich im Grunde wenig ereignisreich, wir sind pünktlich am Flughafen, schlendern nach dem Check-In noch in der Einkaufspassage getarnt als Abflughalle umher, fliegen dann recht pünktlich ab und kommen nahezu nach Plan und recht stressfrei in Berlin an. Trotz Koffersuche und Busfahrt haben wir ein großes Zeitfenster am Bahnhof, wo wir auf die Bahn nach Magdeburg warten.
Die Nachbereitung dieses Urlaubs kostete mich Wochen, aber wir sind uns schon während der Rückreise einig, dass die spontane Idee “Rom” sehr fruchtbar war. Vieles haben wir gar nicht sehen können, es gibt also genug Gründe wieder einmal dorthin zu reisen. Als Abwechslung vom Alltag war die Woche damit ein voller Erfolg. Mal schauen, wo es denn im nächsten Jahr hingehen könnte. Buona sera!
Alle Fotos findet man auf Flickr.