Ein Hackintosh zum neuen Jahr. Oder: Auch ein Mac ist ein PC.

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The Black Mac

OS X Mavericks ScreenZum Jahreswechsel habe ich mir einen neuen PC gegönnt, das kann man alle drei bis vier Jahre durchaus machen, immerhin ist neben dem Laptop mein PC ein zentrales Arbeitswerkzeug und Spielzeug in einem. Dabei bin ich weitestgehend system-agnostisch, soll heißen: Ich möchte ungern nur ein Betriebssystem zur Verfügung haben. Linux und Windows hatte ich daher meist parallel und seit 2010 habe ich auch immer wieder mit Mac OS X auf PC Hardware experimentiert.
Das ist mittlerweile auch nicht mehr besonders schwierig, so man vorher sichergestellt hat, dass die eigene Hardware unterstützt wird. Da Apple sein Betriebssystem nur auf der eigenen Hardware sehen möchte, wird von Haus aus nicht unbedingt eine große Palette von Konfigurationen unterstützt. Eine aktive Community sorgt aber dafür, dass ein sogenannter Hackintosh (zusammengesetzt aus Hacking und Macintosh) mit immer mehr Konfigurationen möglich ist und auch die Installation ist dank diverser Distributionen, die ein schon modifiziertes System und Hilfsprogramme beinhalten, stark vereinfacht. Trotzdem ist es nichts für den Laien, genaue Kenntnis des Innenlebens des eigenen Computers und sicherer Umgang mit dem BIOS, dem Bootvorgang und der Kommandozeile sollte man schon mitbringen. Ich habe während meiner Installationsversuche (denn es waren mehrere Anläufe nötig) diese umfangreiche Anleitung sowie diesen ergänzenden Post auf TonymacX86 sehr hilfreich gefunden.

[box type=”warning”] Ich möchte an dieser Stelle das Aufsetzen meines neuen Hackintosh kurz dokumentieren, aus akademischen Gründen und für interessierte Bastelfreunde. Grundsätzlich kann man durchaus einiges kaputt machen und vollständig legal ist das Vorgehen auch nicht unbedingt, insbesondere wenn man eine Distribution verwendet, ohne selbst eine Lizenz für Mac OS X erworben zu haben. Eine Nachahmung ist also nur zu empfehlen, wenn man genau weiß, was man tut. Eine legale Kopie von Mac OS X Mavericks kann man soweit ich weiß nur mit einem Apple Rechner bekommen. Soviel zum Vorwort.[/box]
 

Die Hardware

 
The Black MacMeine Hardware habe ich tatsächlich zumindest teilweise schon nach Mac OS X-Kompatibilität ausgesucht, man sollte nach Möglichkeit Komponenten wählen, die Apple selbst verwendet (z.B. Intel CPUs, auch wenn es Möglichkeiten gibt, auch AMD CPUs zu verwenden) oder eben überprüfen, welche Hardware schon erprobt wurde. Das kann man auf Websites wie osx86, tonymacx86 oder insanelymac tun, wo andere Bastler Erfahrungsberichte teilen und Tipps geben, wie man bestimmte Geräte zum Laufen bekommt. Da habe ich mich häufig herumgetrieben, auch diverse Werkzeuge und Anleitungen findet man dort.
 
Meine relevante Hardware ist:
  • Intel Core i5-4670K 3,4 Ghz (LGA 1150, Haswell)
  • MSI Z87-G45 Gaming Mainboard (onboard Sound)
  • MSI N760 TwinFrozr 2GD5 (NVidia GTX 760)
Zusätzlich besitze ich ein Magic Trackpad und einen Belkin Bluetooth Adapter, der von Mac OS X automatisch erkannt wird. Das System funktioniert aber auch mit jeder normalen USB Tastatur und Maus.
Ich installiere Mac OS X aus praktischen Gründen auf eine separate SSD (Samsung SSD 840 Evo Basic 120 GB), dass ist schon allein darum sinnvoll, damit sich Windows, Linux und Mac OS nicht ins Gehege kommen.
 

Vorbereitung

 
Es müssen zunächst drei Dinge erledigt werden, bevor man die Installation angehen kann:
 
1. Ein Installationsmedium erstellen
 
Ich benutze die Mac OS X – Distro von Niresh12495 von Mac OS X 10.9 (Mavericks). Die kann man im Internet (dazu werde ich keine Links machen, gängige Bittorrent Site oder das Usenet sind hier hilfreich) als DMG herunterladen und dann z.B. mit Transmac auf einen USB Stick überspielen. Das ist ein relativ leichter Schritt und von diesem USB Stick kann man dann auch booten. Alternativ kann man auch mit einer Originalinstallationsdatei, die man aus dem Mac App Store laden kann, und spezieller Software ein Installationsmedium basteln. Und natürlich geht das alles auch mit einer selbstgebrannten DVD. Dafür findet man mit Google diverse Anleitungen.
 
2. Das BIOS patchen
 
Die genaue Problematik kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber offenbar enthält das BIOS zum o.g. Motherboard problematischen Code die Energieverwaltung betreffend. Bei mir bootete daher selbst das Installationssystem zunächst nicht, erst nachdem man das BIOS gepatcht hat startet Mac OS überhaupt.
Dazu habe ich mittels des Werkzeugs pmpatch eine aktuelle BIOS-Datei modifiziert. Die bekommt man entweder als Download bei MSI oder indem man ins eigene Bios geht und eine Sicherheitskopie des BIOS auf einen USB Stick sichert. Die modifizierte Datei muss man dann wieder über das BIOS zurückspielen. Bei mir funktionierte das zunächst nicht (das BIOS fror immer ein, wenn ich die Datei auf dem USB-Stick auswählte um sie zurückzuspielen, so wie hier beschrieben), erst nachdem ich mittels der entsprechenden BIOS-Funktion vom USB-Stick die modifizierte BIOS Version zum booten verwendete, konnte ich mit dieser auch das BIOS flashen.
 
Im BIOS muss man dann auch noch einige Einstellungen vornehmen. Zunächst mal unterstützt Mac OS X nur AHCI, alle SATA Festplatten müssen also per AHCI angesprochen werden. Ferner sollte im Energiemanagement der Modus S3 eingestellt sein. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass man auch vom USB-Stick booten kann, entweder ruft man dazu immer das Bootmenü auf (F11 beim Starten drücken) oder man ändert generell die Bootreihenfolge. Mein System bootet über den MBR (also nicht mittels EFI), ich habe neben Windows 7 (separate SSD) auch eine Ubuntu-Partition (ebenfalls eigene Festplatte). Das erfordert später noch besondere Einstellungen für das Booten.
 
3. Backup machen, Laufwerke identifizieren
 
Es ist in jedem Fall ratsam von allen Daten ein Backup zu machen, bevor man am Rechner herumspielt. Anders formuliert: Wichtige Daten unbedingt immer sichern! Ebenso sollte man wissen welche Laufwerke im Rechner sind, wie sie heißen bzw. ihre Größe und welche Partitionen drauf sind. Das ist schon deshalb wichtig, damit man nicht irrtümlich eine vorhanden Partition überschreibt. Nicht unbedingt muss die Reihenfolge der Festplatten aus dem BIOS (oder einem anderen Betriebssystem auf demselben Rechner) der Reihenfolge entsprechen, die Mac OS anzeigt. Im Zweifel bietet es sich an Festplatten abzuklemmen, deren Daten man nicht verlieren möchte.
 

Der spaßige Teil

 
Die Installation ist im Grunde so simpel wie auf einem echten Mac. Bootet der Rechner vom USB-Stick, dann erscheint nach dem Bootmenü und dem charakteristischen Apfel-Logo die Installation. Achtung: Das kann schonmal ein paar Minuten dauern. Falls das scheitert, kann man beim Booten zusätzliche Parameter anhängen, um Fehlersuche zu betreiben. -v zeigt z.B. Kernelmeldungen anstelle des Logos an, -x startet im Safe Mode. Ich brauchte allerdings in meiner Konfiguration nichts dergleichen tun, nur abwarten bis nach einer Pause die Sprachauswahl auftauchte. Über das Menü kann man das Partitionierungstool aufrufen, damit zunächst eine HFS+-Partition erstellt werden kann. Das ist das Apple Dateisystem, nur dort kann OS X installiert werden. Hat man das erledigt, kann man weiterklicken. Ggf. kann man die Auswahl an Treibern (sog. Kernel-Extensions, kurz Kexts) unter „Anpassen” verändern, war aber in meinem Fall nicht nötig, das meiste geschieht automatisch. Man sollte trotzdem ein kontrollierendes Auge darauf werfen.
 
Hinweis: Ich habe tatsächlich nicht auf der eigentlichen Hardware die Installation vorgenommen, sondern noch auf dem alten Rechner, auf dem zuvor schon Mountain Lion installiert gewesen war. Nach der Installation baute ich die SSD in den neuen Rechner ein und das System ließ sich unproblematisch booten. Demnach hätte auch hätte auch eine Installation auf dem Zielsystem problemlos möglich sein sollen.
 
Meine Grafikkarte wird seit Version 10.8.2 unterstützt, daher funktionierte Sie auch in Mavericks sofort ohne besondere Einstellungen vornehmen zu müssen oder zusätzliche Kexts zu installieren, auch mit zwei Monitoren. Generell gilt: Gerne bekommt man nach der Installation beim ersten Booten auch gar keine grafische Oberfläche zu sehen, in diesem Fall empfiehlt es sich in der Auswahl unter “Anpassen” ggf. Grafik-Kexts zunächst mal im System zu deaktivieren. Dann sollte zumindest etwas angezeigt werden.
 

Nachbereitung

MultiBeast DriversEinmal im System angekommen muss noch nicht alles sofort funktionieren. In meinem Fall wurde die Netzwerkschnittstelle nicht unterstützt, was für die meisten Funktionen schon problematisch ist. Dafür musste also erstmal ein passender Kext gefunden werden, was sich als ein wenig abenteuerlich herausstellte. Letztendlich fand ich hier den passenden Kext für den Killer E2200 Chipsatz. Grundsätzlich kann man alle verfügbaren Treiber und diverse andere Einstellungen auch nach der Installation mittels MultiBeast
 
Ein weiteres Problem kann auftauchen, wenn man auf andere Partitionen im System zugreifen will, insbesondere kann Mac OS X von Haus aus zwar vorhandene NTFS-Partitionen erkennen und mounten, allerdings kann man dann nur lesen und nicht darauf schreiben. Das kann auch eventuell auch genügen, wenn man aber beispielsweise gemeinsame Datenlaufwerke nutzen möchte, kommt man um etwas Zusatzarbeit nicht herum. Das soll im Detail aber hier nicht erklärt werden, es gibt mehrere Möglichkeiten und dazugehörige Anleitungen, um das Problem zu lösen.
 
Zum Schluss nochmal der Hinweis, dass diese Anleitung nur für die beschriebene Konfiguration funktioniert und möglicherweise habe ich Details übersehen, Einstellungen, die ich schon zuvor verändert hatte. Aber eigentlich habe ich die Installation mit einem noch recht jungfräulichen System durchgeführt, folgt man der Anleitung sollte man sich also zum Ziel wurschteln können.

 

 

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